Neben der ständigen Verwaltung und Pflege des Kunstbesitzes der Universität betreuen wir eine Reihe von Projekten, die zeitlich begrenzt sind. Das Bauvorhaben am Campus Augustusplatz bildete den Schwerpunkt unserer Arbeiten in den Jahren 2002 bis 2017. Die Projekte beinhalteten die Einfügung von historischen Kunstwerken in den Neubau des Neuen Augusteums und Paulinums. Viele Kunstwerke konnten nach jahrzehntelanger Lagerung in Depots wieder an den Ort ihrer Bestimmung zurückgeführt werden. Die Ausstattung des Campus Augustusplatz mit Kunstwerken ist noch nicht ganz abgeschlossen.
Aktuelle Projekte der Kustodie
Aufstellung eines Büstenhains im Neuen Augusteum
Bereits das Ausstattungskonzept für das erste Augusteum, errichtet 1831–36, sah die Aufstellung zahlreicher Büsten in den Innenräumen vor. Es sollten Gelehrte und Staatsmänner geehrt werden, die sich besonders um die Universität verdient gemacht hatten. Nach und nach realisierte man die Aufstellung von 12 Büsten in der Aula. Der bereits durch die Benennung des Gebäudes und die Sitzfigur des Denkmals Friedrich August I. gegebene Bezug zum sächsischen Königshaus wurde durch die von Ernst Rietschel geschaffenen Büsten der sächsischen Könige Anton und Friedrich August II. und der sächsischen Prinzen Maximilian und Johann erweitert. Im Zuge des gründerzeitlichen Umbaus durch Arwed Rossbach in den Jahren 1891–97 wurden Teile der plastischen Aulaausstattung in die neu errichtete Wandelhalle umgelagert und durch weitere zeitgenössische Büsten ergänzt.
Carl Seffner schuf den Großteil der aus Gips oder weißem Tiroler Marmor gefertigten Porträtbüsten. Sein Meisterwerk ist die Büste des Kunsthistorikers Anton Springer aus dem Jahr 1892, welche ihm anschließend zahlreiche Aufträge einbrachte. Zu den beauftragten Bildhauern gehörten außerdem Ernst Rietschel, Adolf von Hildebrand, Johannes Schilling und Robert Eduard Henze. Im Zweiten Weltkrieg erlitten viele Büsten Beschädigungen oder gingen gänzlich im Feuersturm des 4. Dezembers 1943 verloren. Die schweren Marmorbüsten stürzten dabei von ihren Sockelkonsolen. Die materielle Zerstörung lässt sich beispielsweise an der Büste des Mathematikers Moritz Wilhelm Drobisch erkennen, welche ausgeglüht aus den Trümmern der Aula geborgen wurde. Auch die Büste des Philologen Friedrich Ritschl zeigt durch ihre abgebrochene Nase und die eingeschmolzenen Metalltropfen das Ausmaß der Verwüstung.
Eine erneute Aufstellung ausgewählter Büsten soll im Neuen Augusteum realisiert werden. Sie werden im Foyer vor dem Auditorium maximum platziert.
Restaurierung und Neuinstallation von Renaissance-Fragmenten
Das Fürstenhaus an der Ecke der Grimmaischen Straße/Universitätsstraße galt als einer der wichtigsten Renaissancebauten Mitteldeutschlands. Den auffälligsten Schmuck des Hauses bildeten die beiden Runderker aus Rochlitzer Porphyr an der Nordost- und Nordwestecke. Sie zeigten Wappen und Profilbildnisse, gerahmt durch feinste Renaissanceornamentik.
Im Jahre 1648 erwarb die Universität Leipzig das Fürstenhaus. In der Folge zumeist vermietet, diente es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Kaufhaus. In der Bombennacht vom 4. Dezember 1943 wurde der Bau bis auf die Grundmauern zerstört. Allerdings zeigen Fotografien und Grafiken der Nachkriegszeit den aus den Trümmern herausragenden Treppenturm. Nachdem Bruchstücke der beiden Erker über mehrere Jahrzehnte in der Moritzbastei eingelagert wurden, ließ die Leipziger Stadtverwaltung in den 1980er Jahren bei der Dresdner Steinmetzfirma Julius Hempel eine Replik aus Rochlitzer Porphyr anfertigen. Diese wurde am gegenüberliegenden Neubau der 1980er Jahre, Grimmaische Straße 17, angebracht. Die Originalfragmente dagegen verblieben, wie erst in jüngerer Zeit bekannt wurde, auf dem Werkhof der Dresdener Steinmetzfirma, von wo aus die Kustodie sie 2011 an die Universität Leipzig zurückführte.
Die Anbringung auf dem Areal des einstigen Renaissancegebäudes soll mit einer umfangreichen Erläuterung, einem kunsthistorischen Forschungsseminar im Wintersemester 2023/24 und Sommersemester 2024, einer Ausstellung in der Galerie im Neuen Augusteum sowie einer Begleitpublikation einhergehen. Auf der Basis der nun gesicherten Finanzierung konnte in einem ersten Schritt die Restaurierung im Frühsommer 2023 abgeschlossen werden. Der zweite Schritt wird nun die Anbringung im Treppenhaus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität (Ecke Grimmaische Straße/Universitätsstraße) sein. Damit kehren die Fragmente nach ca. 80 Jahren auf das ehemalige Grundstück des Fürstenhauses zurück. Angesichts einer nur sehr partiellen Überlieferung der beiden Erker ist geplant, die Fragmente in Art eines Lapidariums zu präsentieren, welche deren hohe bildhauerische Qualität vor Augen führt.
Neuaufstellung zweier Stelen des Bildhauers Friedemann Lenk
Mit seinen Plastiken prägte der sächsische Bildhauer Friedemann Lenk (1929 – 2021) maßgeblich die bildende Kunst der DDR. Seine "Technoskulpturen" stehen stellvertretend für die eigenwilligen Arbeiten des Künstlers. Die zwei Stelen erinnern an seine tiefe Auseinandersetzung mit Geometrie und Technik. Ihre Formsprache steht für technische Bewegungen, die ihre Harmonie in der künstlerischen Verformung des natürlichen Materials Holz finden. Diese scheinbar technische Modifikation ist jedoch eine Illusion und wird bei näherer Betrachtung als Bildhauerarbeit sichtbar.
Die drei Meter hohen Stelen wurden im Juli 1976 im Auftrag der Karl-Marx-Universität angefertigt und ein Jahr später offiziell abgenommen. Sie fanden dann im Foyer im Erdgeschoß des Hörsaalgebäudes Aufstellung. Die Freiplastiken haben dabei keine Stützfunktion, sondern dienten vielmehr als strukturierende Raumzeichen für die Gestaltung großer Räume. Aufgrund der vermehrten Nutzung des Foyers durch die wachsende Studierendenzahl platzierte man die Stelen später unterhalb des Treppenlaufs. Im Jahr 2004 entfernte man die Plastiken schließlich und lagerte sie ein.
Gegenwärtig ist eine erneute Aufstellung der Technoskulpturen geplant. Sie sollen dabei ihre ursprüngliche repräsentative Funktion als Raumelement zurückerhalten.
Rückführung der Grabplatte der Herzogin Elisabeth von Sachsen an die Universität
Die Wittelsbacherin Elisabeth von Bayern (1443 – 1484) wurde am 19. November 1460 in der Thomaskirche in Leipzig mit dem Wettiner Kurfürst Ernst von Sachsen vermählt. Seit dem Spätmittelalter zählte die Stadt zu den wechselnden ständigen Residenzen der Wettiner. Als sie am 5. März 1484 in Leipzig verstarb, überführte man sie von der landesherrlichen Pleißenburg für die Toten- und Seelmesse und letzte städtische Huldigung in die Nikolaikirche. Anschließend erfolgte die Beisetzung in der Dominikanerkirche St. Pauli.
Die aus sechs Teilstücken mittels Nieten zusammengefügte, wohl kaltgetriebene Bronzeplatte, schuf ein mitteldeutscher Gießer in den Jahren 1484/85. Das Objekt misst 202 x 114 cm und wird von einer Eichenholzzarge umrahmt. Ursprünglich bedeckte die Grabplatte ein Grab im Chorbereich der Kirche am Ende des Mittelganges zum Altar hin. Das Grab war mit einer roten Steinplatte aus Rochlitzer Porphyr bedeckt, durch die es sich farblich stark von den anderen abhob. Die Bronzeplatte lag auf dem Stein.
Vermutlich ist der Inhalt der Grabkammer bereits während des Schmalkaldischen Krieges umgesetzt worden, als der über die Stadtmauer hinausragende Chor der Paulinerkirche den Verteidigungsmaßnahmen zum Opfer fiel. Im Zuge von Rekonstruktionsmaßnahmen aus denkmalpflegerischen Erwägungen wurde die Grabplatte im 19. Jahrhundert von der Grabstelle separiert und wandgebunden installiert.
Die Platte zeigt die Kurfürstin in ordensähnlicher Tracht mit Schleier, geschlossenen Augen und dem Rosenkranz zwischen den betenden Händen. Das sächsisch-bayrische Allianzwappen zur Linken der Verstorbenen und die an den Ecken von Medaillons von den Evangelistensymbolen unterbrochene Umschrift verweisen auf ihren weltlichen Rang als Herzogin zu Sachsen, Landgräfin zu Thüringen und Markgräfin zu Meißen.
Die Grabplatte befindet sich derzeit als Leihgabe in der Thomaskirche Leipzig, eine eventuelle Rückführung in das Paulinum wird noch diskutiert.
Projektarchiv
Aufhängung von zwei weiteren Epitaphien
An der Wand hinter dem Paulineraltar wurden zwei zusätzliche Gedächtnistafeln angebracht, welche zuvor im Kunstdepot der Universität Leipzig eingelagert waren. Es handelt sich um die Epitaphien für Joachim Friedrich Zoege von Manteuffel (1610–1642) und Conrad Kleinhempel (1607–1662), die auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges bzw. die Jahrzehnte unmittelbar danach verweisen. Um Platz für die neuen Objekte zu schaffen, wurden die bereits an der Wand angebrachten Epitaphien für Anna Regina Welsch und Christoph Zobel etwas nach unten versetzt.
Während des Dreißigjährigen Krieges diente die Universitätskirche St. Pauli als Begräbnisstätte für das schwedische Militär. Der dort in Dienst stehende Zoege von Manteuffel fiel als Oberstleutnant im Jahr 1642 bei Leipzig und wurde daraufhin in der Kirche beigesetzt. Das in der vorliegenden Kopie überlieferte Gedächtnismal stellt das einzige Zeugnis dieses Begräbnisses dar. Die hölzerne Schrifttafel ersetzt ein vermutlich textiles Original, welches 1740 in der vorliegenden Form "erneuert" wurde. Der an der Tafel fixierte Nutrahmen ist historisch. Die Brettfugen zwischen den einzelnen Tafelbrettern hatten sich geöffnet, außerdem war ein früherer Befall von Holzschädlingen zu verzeichnen. Im Zuge einer aufwändigen Restaurierung konnten die Risse optisch geschlossen und das Gesamtwerk ausstellungsfähig gemacht werden. Das Gedächtnismal für den Beamten Conrad Kleinhempel, der als Steuereinnehmer und Floß-Inspektor für die Stadt Leipzig tätig war, präsentiert sich als geschwärzte Bronzeguss-Tafel mit vergoldeten Buchstaben. Bisher war das Epitaph lediglich im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie im Neuen Augusteum ausgestellt und hat nun seinen Platz im Altarraum des Paulinums gefunden.
Das Epitaph-Projekt erforderte neben der restauratorischen Bearbeitung der Kunstobjekte (Restaurierungsprojekt) auch eine kuratorische Leistung durch Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, welcher im Dialog mit der vom Rektorat einberufenen Kunstkommission ein Konzept zur Aufhängung der Epitaphien erarbeitete. Die repräsentative Anbringung der Epitaphien erfolgte auf Hängeflächen zwischen den Pfeilern des Altarraums im Paulinum. Nach der erfolgreichen Installation der „schwebenden Wände“ installierte man darauf in den Jahren 2014 bis 2017 insgesamt 21 große Epitaphien. Die größten Gedächtnismale weisen eine Höhe von fünf bis sechs Metern bei einer Breite von drei bis vier Metern auf. Angesichts vielfach irreversibler struktureller Schäden an den Kunstwerken stellte die Wiederanbringung der einzelnen Baugruppen eine große Herausforderung dar. Aus diesem Grund erfolgte die Anbringung anhand einer innovativen Hängetechnologie in Form unsichtbarer, hinterlüfteter Edelstahlgerüste. Die monumentalen Steinepitaphien zum Beispiel, die aus einer Vielzahl von Elementen bestehen, wiegen oft weit über eine Tonne. Kleine Epitaphien wurden ergänzend im Altarraum angebracht. Nach fünfzehn Jahren intensiver Arbeit am Epitaph-Projekt konnte die Ziellinie 2017 erreicht werden.
Die Wiederaufstellung der Epitaphien wurde als universitäre Forderung in den Ausschreibungen des Neubauvorhabens am Augustusplatz verankert. Kunstwerke, die durch den Abriss von Universitätsgebäuden im Sozialismus ihren räumlichen Zusammenhang verloren hatten, sollten an ihren angestammten Ort zurückgeführt werden, soweit die neuen architektonischen Rahmenbedingungen dies erlaubten. Das objektgenaue Hängekonzept für die Epitaphien, das die Gedächtnismale in ein campusübergreifendes Kunstkonzept vom Mittelalter bis heute integriert, fußt auf einem Beschluss der Kunstkommission.