Unsere Kunstsammlung umfasst ca. 10.000 Objekte – Gemälde, Plastik, Grafik und Kunsthandwerk vom 14. bis zum 21. Jahrhundert. Einen Teil der Kunstwerke zeigen wir dauerhaft oder temporär in Ausstellungen, andere Objekte lagern wir in unseren Depots. Die Kustodie verwaltet zudem auch alle Kunstgüter in den Einrichtungen, Fakultäten und Instituten der Universität, ob beweglich oder baugebunden. Auch das Gemälde im Büro des Professors oder ein Denkmal im öffentlichen Raum gehören beispielsweise dazu – wir verwalten den gesamten Kunstbesitz unserer Universität.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Porträt des Dichters Arthur Rimbaud in schwarz-weiß mit grauen Akzenten auf hellblauem Hintergrund, in dunkelblau, rot, weiß und schwarz sind im Hintergrund Verse des Dichters in französischer Sprache zu sehen, oben groß als Überschrift in weiß "Illuminations"
Ariane Pasco, Arthur Rimbaud - Illuminations, 2024

Kunstwerk des Monats Juli

Ariane Pasco
Arthur Rimbaud, Illuminations
Pochoir auf Leinwand
2024
Kunstbesitz der Universität Leipzig, Inv. Nr. 5844/90

 

Kunstwerk des Monats Juli: Nice Art, Ariane Pasco (Arthur Rimbaud - Illuminations), 2024

Stellen Sie sich folgendes Geschehen vor: Sie stehen abends in einer dunklen Straße vor einer Gebäudewand in Leipzig. Einer Ihrer Freunde flüstert Ihnen zu, dass Sie ihm schnell die blaue Sprühdose reichen sollen, danach die grüne. Eine andere Freundin steht daneben und reicht mehrere Schablonen. Hinter Ihnen stehen zwei Freunde, die Sie vor Passanten schützen. Plötzlich ertönt das Zeichen zum Aufhören, weil ein Polizeiauto in der Ferne erscheint. Alle rennen los, die Schablonen und Farben in der Hand. Verdammt, ein paar Farbdosen bleiben zurück, aber die Schablonen sind das Wichtigste. Jemand aus der Gruppe sagt: „Morgen haben wir ein neues Ziel zum Sprühen."

Dieses Szenario dürfte allen Graffitikünstler*innen nicht unbekannt sein. Das gilt auch für die französische Künstlerin Ariane Pasco. Sie ist nicht nur eine Pionierin des Schablonengraffiti, sondern hat auch zusammen mit Dominique Decobecq die Künstlergruppe „Nice Art“ gegründet. Die Gruppe stammt aus Nizza und besteht aus fünf Personen. Der Name bedeutet auf Französisch „Kunst aus Nizza“ und spielt gleichzeitig mit der englischen Bedeutung „hübsche Kunst. Ariane und Dominique kamen durch die Fotografie zum Schablonengraffiti. Während ihres Geologiestudiums in Paris begannen sie, die Pochoirkultur auf Pariser Mauern zu dokumentieren und entwickelten schließlich ihre eigenen Schablonen.

Die Werke der Gruppe decken eine breite Palette von Themen ab, darunter exotische Tiere, Dinosaurier, literarische Figuren sowie berühmte Persönlichkeiten. Ziel der Gruppe war es, mit ihren Schablonengraffitis Freude zu bereiten und die städtische Tristesse zu bekämpfen. Mit ihren gesprühten Porträts würdigen sie literarische Figuren und bringen ihre „ideale Bibliothek" an die Wände der Städte. Dabei verwenden sie kräftige Farben und Masken oder arbeiten nur mit einer Schablone, oft auf vergrößerten Fotokopien. Die Hintergründe sind bewusst ausgewählt: Ort, Material und Licht spielen eine große Rolle. Früher sprühten sie meist zwischen zehn und elf Uhr abends, um Aufmerksamkeit zu vermeiden. Der gesamte Prozess des Sprühens dauerte nicht länger als 14 Sekunden, um die notwendige Geheimhaltung und Illegalität zu berücksichtigen.

Das vorliegende Schablonengraffiti mit dem Titel „Arthur Rimbaud – Illuminations" entstand anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „STREETWISE - Frühe Schablonengraffiti an der Universität Leipzig“ am 18. April 2024. Das Kunstwerk ist eine Hommage an den französischen Dichter, Abenteurer und Geschäftsmann Arthur Rimbaud (1854–1891), der für seine radikalen und innovativen Gedichte bekannt ist. Er bereiste die ganze Welt und lebte in verschiedenen Ländern, darunter Deutschland, Italien, Äthiopien und Somalia. Ariane Pasco hat Rimbaud und seine Gedichtfragmente aus der Gedichtsammlung „Illuminations“ auf blauem Hintergrund verewigt.

Die Initiative von Nice Art besteht darin, das Porträt von Rimbaud an allen möglichen Orten der Welt zu hinterlassen, damit seine Gedichte nicht in Vergessenheit geraten und seine Reise durch die Welt immer weiter fortgesetzt werden kann.


Text: Natasha Tetelboym

 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Vor einer Staffelei mit der Leinwand, auf dem das Pochoir-Kunstwerk entsteht, steht die Künstlerin, eine Schablone und eine Sprühdose in der Hand. Auf dem Fußboden sind weitere Schablonen und Dosen zu sehen
Entstehung des Kunstwerks zur Vernissage der Ausstellung STREETWISE im April 2024, Foto: Kustodie/Marion Wenzel

Sammlungsgebiete

Seit der Gründung unserer Universität im Jahr 1409 bilden akademische Gerätschaften den Grundstock der Kunstsammlung. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs sie immer mehr an: durch Auftragsarbeiten für die Ausstattung von Gebäuden, durch die Übereignung von Porträts durch Professoren und Rektoren, durch Schenkungen, Vermächtnisse und Stiftungen. Diese Sammlung ist nicht planvoll angelegt, sondern historisch gewachsen.

Insignien und universitätsgeschichtliche Gegenstände

Wertvolle Insignien bilden den kostbarsten Besitz unserer Universität. Die prunkvollen goldenen Zepter oder das kunstreich gestaltete kleine Universitätsiegel zeigen wir in unserer Dauerausstellung im Rektoratsgebäude. Mit der Rektorkette kam Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Insignie hinzu. Zu diesem Sammlungsbereich gehören auch Fahnen, Pokale und Studentica.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die goldene und reich bestückte Rektorkette der Universität Leipzig aus dem Jahr 1855.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die silbernen und goldenen Elemente der Zepter der Universität Leipzig finden ihren Höhepunkt in der prächtigen Krone am oberen Ende.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das mit Arkantusblättern verzierte Siegel der Universität Leipzig ist in Silber gegossen und zeigt auf der Stempelseite das Siegel des Rektors.

Kloster und Universitätskirche St. Pauli

Nach der Reformation erhielt unsere Universität durch die Schenkung des Paulinerklosters und der Kirche einen beachtlichen Bestand an mittelalterlichen Gemälden und Plastiken. Dazu zählen neben den Fresken des Dominikanerklosters und Skulpturen aus dem Klosterbesitz, wie die des Thomas von Aquin, Dietrich von Wettin oder des Apostels Paulus, auch einige frühe Grabplatten und der Paulineraltar. Die Epitaphien der Universitätskirche St. Pauli entstanden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die gedunkelte Sandsteinfigur zeigt den Heiligen Paulus mit einem Buch in der linken Hand, die recht Hand fehlt.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die zweiseitige Tafel zeigt auf der Vorderseite Maria, die einem Mönch das Gefäß der Erwählung präsentiert.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Ein gebrannter Ziegelstein zeigt die Jahreszahl 1513 und ist dem alten Paulinerkloster zuzuordnen.

Porträtgalerien

Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten der Universitätselite, berühmte Wissenschaftler und Gelehrte sind in Porträtgalerien zusammengefasst. Die Professorengalerie der Universitätsbibliothek umfasst Porträts des 16. bis 18. Jahrhunderts. Einen Großteil davon stellen wir heute im ersten Obergeschoss des Neuen Augusteums aus. Die Ordinariengalerie der Juristenfakultät überliefert nahezu vollständig Bildnisse aller juristischen Ordinarien vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Private Ursprünge hat die Freundschaftsgalerie des Leipziger Verlegers Philip Erasmus Reich mit Porträts bedeutender Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Wir zeigen diese fast vollständig in der Kunstsammlung im Rektoratsgebäude.

Im 19. Jahrhundert gab die Universität zur Ausstattung des neuen Hauptgebäudes repräsentative Denkmale und Büsten in Auftrag, um Personen zu ehren, die sich besondere Verdienste für die Universität erworben hatten. Ein „Büstenhain“ wird im Foyer des neuen Augusteums aufgestellt (in Planung).

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Porträt zeigt den Juristen Michael Wirth in Richterrobe
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Porträt des Mediziners Johannes Hoppe präsentiert ihn in zeitgenössischer Kleidung und langem roten Haar
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das goldgerahmte Porträt zeigt den Leipziger Verleger Reich mit reich bestickter roter Kleidung und Perücke

Grafik

Die reichen Grafikbestände unserer Sammlung umfassen ganz unterschiedliche Konvolute. Neben der Grafiksammlung des Karl-Sudhoff-Instituts und dem zeichnerischen Nachlass von W. G. Tilesius von Tillenau (vgl. dazu unser Forschungsprojekt) sind die Handzeichnungen von B. und C. Genelli oder die Werke des Leipziger Kupferstechers Johann Friedrich Bause besonders hervorzuheben.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Eine Szenerie mit mehreren Personen konzentriert sich im Mittelpunkt auf einen Mann, der liegend auf einem Fels von einem Putten einen Spiegel vorgehalten bekommt.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Eine architektonische Inszenierung eines Porträts des Verstorbenen, in welcher ein kleiner Putte vor einem Grabstein unterhalb des Porträts sitzt
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die Grafik zeigt einen Menschen im Profil und beschreibt die verschiedenen Ebenen seines intellektuellen Denkens

Kunst der DDR

Zu Zeiten der DDR förderte die „Karl-Marx-Universität“ insbesondere Ausstellungen zeitgenössischer Künstler: Neubauten sollten mit sozialistischer Kunst geschmückt werden. So entstanden Kunstwerke unter ideologischen Vorzeichen, wie das Fassaderelief „Aufbruch“ oder das Wandbild „Arbeiterklasse und Intelligenz“ von Werner Tübke. Die Kunstsammlung der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) ging in unseren Bestand über. Darunter finden sich herausragende Kunstwerke wie der „Weitspringer“ von Willi Sitte aus dem Jahr 1976 oder das "Bildnis der Eiskunstläuferin Katharina Witt" von Heinz Wagner (1986). Auch bedeutende Werke der Leipziger Schule – von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Bernhard Heisig oder Heinz Zander – gehören zu unserem Bestand. Die Universität erhielt außerdem Künstlernachlässe, zum Beispiel von H. E. Strüning und Rudolf Oelzner.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Prächtige Farben bilden eine Stadtansicht Moskaus ab
Kurt Dornis, Moskau, 1976, Foto: Kustodie/Marion Wenzel

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